"Krisenzeit und neue Themen: IDKO, Spontanhelfende, Gesundheitswesen, Moral Distress"
Nachdem aufgrund der Pandemie die Jahrestagungen 2020 und 2021 abgesagt werden mussten, konnten wir jetzt endlich vom 14. bis 16. Oktober 2022 unsere 25. Jahrestagung durchführen. Mit gutem Hygienekonzept haben wir uns real wiedersehen können - mit interessanten Themen und einem schönen Rahmenprogramm ...
Wir haben in diesem Jahr darauf reagiert, dass durch die verschiedenen Krisen neue Zielgruppen, wie z.B. die Mitarbeitenden im Gesundheitswesen und Spontanhelfende, in unser Blickfeld getreten sind und spezielle Themen wichtig geworden sind.
So haben wir einen Vortrag gehört von Prof. Dr. Barbara Juen, Innsbruck, zum Thema "Moralische Belastung (Moral Distress) - Die Verletzung eigener Wertvorstellungen als massive psychische Belastung am Beispiel von Pandemie-Maßnahmen bei Krankenhauspersonal und Einsatzkräften". Barbara Juen, Klinische und Gesundheitspsychologin, ist uns seit vielen Jahren verbunden, sie leitet die Psychosoziale Unterstützung des Österreichischen Roten Kreuzes ÖRK und arbeitet koordinierend in zwei europäischen Forschungsnetzwerken zum Thema. Erstmalig haben wir die Referentin aus Österreich digital zugeschaltet, was wunderbar funktioniert hat.
Dipl.-Ing. Daniel Schild hat eines unserer ausgebildeten Teams im Gesundheitswesen vorgestellt: das Kollegiale Nachsorge-Team der Städtischen Kliniken Dresden. Als Leitender Sicherheitsingenieur und Katastrophenschutzbeauftragter ist ihm die Koordination der psychosozialen Unterstützung der Mitarbeitenden ein großes Anliegen und er setzt es mit dem Team engagiert um.
Am Vormittag nahmen wir einen kleinen Ausschnitt aus dem zweiten großen Notfallgeschehen des vergangenen Jahres in den Blick. Wir erfuhren von der stv. Leiterin der IDKO, EKHK Isabel Riege und von RR Moritz Hafer, wie die Identifizierungskommission (IDKO) des Bundeskriminalamts (BKA) bei ihren Einsätzen die Mitarbeitenden einsatzbegleitend unterstützt - am Beispiel des Fluteinsatzes 2021 im Ahrtal. Dr. Andreas Müller-Cyran war als Fachberater im Stab tätig gewesen, Bundespolizeipsychologe Moritz Hafer vor Ort.
Außerdem haben wir einer Herausforderung Raum gegeben, die neu ist und für die es bisher weder tragfähige Strukturen noch spezifisch qualifizierte PSNV-Kräfte gibt: die psychosoziale Unterstützung für nicht-organisationsgebundene Spontanhelfende, die u.a. zu Tausenden sowohl im Ahrtal als auch bei der Ankunft von Geflüchteten tätig wurden. Michael Peter Löffler hatte mit anderen den Helfer Shuttle Ahrtal aufgebaut und koordiniert. Er berichtete von den Belastungen der vielen Freiwilligen. Hier entsteht ein neues Feld in der PSNV, das sich von der PSNV-B und der PSNV-E unterscheidet und für das wir den Begriff PSNV-H (Helfende) vorschlagen. Die SbE-Bundesvereinigung beginnt im Mai 2023 mit einer spezifischen Ausbildung, um PSNV-B-Ausgebildete für die besonderen Herausforderungen der PSNV-H zu qualifizieren. Institutsleiter Oliver Gengenbach hat die geplante PSNV-H-Ausbildung vorgestellt.
Wie gewohnt, haben wir uns schon am Freitagabend getroffen und mit großer Freude nach so langen Monaten Erfahrungen ausgetauscht. Am Samstagabend waren wir diesmal in der schönen Fachwerkstadt Hattingen und nach einer Stadtführung gut essen und trinken.
Die 26. SbE-Jahrestagung wird vom 05.-07. Mai 2023 in Witten stattfinden: Save the date!
Download: Programm Jahrestagung 2022 (PDF)