Stressbearbeitung nach belastenden Ereignissen e.V.
SbE - „Stressbearbeitung nach belastenden Ereignissen“
Die SbE-Bundesvereinigung ist die erste und größte Einsatznachsorge-Organisation im deutschsprachigen Bereich. Sie wurde 1996 gegründet und hat seitdem über 6500 Psychosoziale Fachkräfte und Einsatzkräfte in mehr als 1800 Kursen in der SbE-Methode geschult.
1996 haben sich in der SbE-Bundesvereinigung diejenigen zusammengeschlossen, die im Rahmen ihrer täglichen Arbeit in den Einsatzorganisationen mit einsatzspezifischen Belastungen von Einsatzkräften konfrontiert wurden und nach Möglichkeiten der Unterstützung suchten. Kristallisationspunkt war vor allem der Flughafenbrand in Düsseldorf 1996, wo erstmals eine größere Einsatznachsorge stattfand. Die SbE-Bundesvereinigung hat in den Jahren danach als erste Organisation in Deutschland eine strukturierte und standardisierte Ausbildung entwickelt.
Dabei konnte SbE auf ein bewährtes Verfahren aufbauen, das sog. Critical Incident Stress Management (CISM), das ab 1980 von Jeffrey Mitchell in den USA entwickelt wurde. An die deutschen Verhältnisse angepasst und unter Einbeziehung europäischer Modifikationen und auch deutscher Forschungsergebnisse hat SbE einen deutschsprachigen Standard entwickelt, der flächendeckend verbreitet und anerkannt ist. SbE war tausendfach in den verschiedenen Einsatzorganisationen und Unternehmen sowie bei allen Großschadensereignisse der letzten Jahre in der Einsatznachsorge koordinierend tätig. Die SbE-Kurse werden ständig weiterentwickelt. SbE-Standards sind abgestimmt mit anderen Organisationen in Deutschland und kompatibel mit dem Standard der International Critical Incident Stress Foundation.
Ausbildung und Arbeit werden wissenschaftlich begleitet von der Medical School Hamburg, Institute for Psychosocial Crisis Management (IPCM).
Einsätze
Da die SbE-Interventionen ein ganzes Maßnahmenbündel von Einzel-gesprächen bis hin zu strukturierten SbE-Nachbesprechungen darstellt, ist eine komplette Auflistung aller Aktivitäten schwer möglich. Die meiste Arbeit findet eher unspektakulär in Einzelgesprächen mit einzelnen Betroffenen statt. Im Zusammenhang mit größeren Schadensereignissen hat die SbE-Bundesvereinigung Einsatzkräfte betreut nach dem Flughafenbrand in Düsseldorf, nach dem Hubschrauberabsturz in Dortmund, nach dem ICE-Unglück in Eschede und die Grubenwehrmitarbeiter der Ruhrkohle AG/Deutsche Steinkohle nach ihrem Erdbebeneinsatz in der Türkei. Im Jahr 2002 war sie bei allen Großereignissen in die Einsatznachsorge integriert: Massaker in Erfurt, Flugzeugabsturz am Bodensee, Sturm in Berlin-Schwanenwerda und Elbe-Flut in Sachsen. 2005 hat SbE im Rahmen der Bundesarbeitsgemeinschaft PSUE eine Hotline nach dem Seebeben in Asien betrieben und die deutschen Helfer nach ihrer Rückkehr betreut.
Regionale und organisationsinterne Teams im gesamten deutschsprachigen Raum
In den letzten Jahren hat die SbE-Bundesvereinigung zahlreiche regionale und organisationsinterne Teams ausgebildet. Über 220 Teams mit mehr als 2500 ehrenamtlichen Mitarbeitern sind alarmierbar und arbeiten seit vielen Jahren erfolgreich, weitere befinden sich in der Ausbildungs- bzw. Anfangsphase.
Zu den SbE-Mitgliedern und den von uns ausgebildeten Kursteilnehmern gehören Psycholog/innen, Therapeut/innen, Seelsorger/innen, Supervisor/innen, Ärzt/innen verschiedener Disziplinen sowie Mitarbeiter/innen und Einsatzkräfte aus allen Einsatzorganisationen, Feuerwehr, Rettungsdienst, Hilfsorganisationen, Militär, Polizei, Bundespolizei, Justiz, Gesundheitswesen u.a.
Die große Bandbreite der Berufsgruppen und entsprechenden Kompetenzen, verbunden mit ärztlicher und psychologischer Kontrolle halten wir für eine Stärke des SbE-Modells.
Auf der Homepage www.sbe-ev.de befindet sich eine Karte, auf der die alarmierbaren Einsatznachsorge-Teams verzeichnet sind.
Vernetzung mit weiterführenden Hilfen
Die SbE-Bundesvereinigung arbeitet mit ambulanten wie stationären Anbietern zusammen, an die traumatisierte Einsatzkräfte weitervermittelt werden können. Ebenso hält sie engen Kontakt zu Fachgesellschaften und -verbänden sowie zum Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe, das eigene Datenbanken führen.
Wissenschaftliche Begleitung
Arbeit und Ausbildung der SbE-Bundesvereinigung orientieren sich am aktuellen Stand der Forschung. Hierzu gehören internationale Studien und Meta-Analysen, die sich mit dem Critical Incident Stress Management beschäftigen, Leitlinien aus dem europäischen Ausland zur Psychosozialen Notfallversorgung, aktuelle deutsche Forschungsergebnisse zur Einsatznachsorge und die durch die Konsensuskonferenz erarbeiteten „Qualitätsstandards und Leitlinien zur Psychosozialen Notfallversorgung“ in Deutschland.
SbE hat frühzeitig den Forschungsbedarf hinsichtlich Indikation und Wirksamkeit der Methoden hingewiesen und Forschungsvorhaben angeregt sowie aktiv unterstützt. So waren Experten und Teams der SbE-Bundesvereinigung an der Durchführung der groß angelegten Studie der Ludwig-Maximilians-Universität zur „Primären und Sekundären Prävention im Einsatzwesen“ die vom Bundesministerium des Inneren in Auftrag gegeben wurde, beteiligt.
Die SbE-Bundesvereinigung hat mit mehreren Vertretern engagiert und beständig an dem vierjährigen Konsensusprozess zur Psychosozialen Notfallversorgung teilgenommen und die einsatznachsorgespezifischen Inhalte geprägt. So ist der in den letzten 25 Jahren ausgebildete SbE-Standard vollumfänglich in die Leitlinien der Konsensuskonferenz zur PSNV eingegangen – alle Begrifflichkeiten, Zuordnungen, Zeitfenster und Inhalte entsprechen den SbE-Vorgaben.
Die SbE-Ausbildung ist durch die Medical School Hamburg, Institute for Psychosocial Crisis Management (IPCM) wissenschaftlich anerkannt und wird entsprechend im Zertifikat bescheinigt. Eine regelmäßige wissenschaftliche Begleitung wird verwirklicht in Form gemeinsamer Abstimmungsgespräche und Vorträge, durch die gegenseitige Teilnahme an Jahrestagungen und Treffen der Fachlichen Leiter der SbE-Teams, sowie beim SbE-Trainertreffen, bei dem alle Trainer der SbE-Bundesvereinigung jährlich neue Forschungsaspekte diskutieren, um sie dann in die Ausbildung einzuarbeiten.